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Lehrkräftebildung für berufliche Schulen innovieren

Im letzten Beitrag hatte ich schon angedeutet, dass ich die Chance erhalten habe, in dem vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft initiierten Innovationsnetzwerk Lehramt für Berufliche Schulen (I-LaBS) mitzuwirken, wo ich mit Kolleginnen und Kollegen über die Zukunft der beruflichen Lehrerbildung nachdenken durfte. Dabei führten wir die Probleme in diesem Bereich zusammen und setzen uns mit bewährten Ansätzen auseinander, die tragfähig zur Lösung der identifizierten Probleme erschienen.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist just in einer Handreichung zusammengefasst worden, die vom Stifterverband herausgegeben und u.a. von mir redaktionell mit begleitet wurde. Dort finden sich 12 Forderungen, mit denen die Lehrkräftebildung für berufliche Schulen erneuert und somit den seit 60 Jahre herrschenden Nachwuchsmangel in den gewerblich-technischen Fachrichtungen begegnet werden soll. Die meisten Forderungen finde ich wegweisend, besonders jene, die versuchen, das berufliche Lehramtsstudium von den gymnasialen Strukturen abzukoppeln, um eine Ausbildungsstruktur zu ermöglichen, die eine kompetente Lehrerbildung für berufliche Schulen ermöglicht. Denn zu verschieden sind die Ausbildungsinhalte und thematischen Bezüge eines beruflichen im Vergleich zum gymnasialen Lehramts, als dass sich dessen Strukturen eins-zu-eins (z.B. zwei gleichberechtigte Unterrichtsfächer) übertragen lassen. Ein besonderes Manko sehe ich besonders im vernachlässigten Berufsbezug des beruflichen Lehramtsstudiums. Dieser wird derzeit in Form eines 52-wöchigen Praktikums hergestellt, womit im übrigen die Ausbildung zum Berufsschullehrer/in um diese Dauer länger ist als die zum Gymnasiallehrer/in. Eine solide wissenschaftliche Ausbildung, die sich z.B. mit den fachlichen und arbeitsmethodischen Inhalten der Berufe auseinandersetzt, wird über das Praktikum jedoch nicht geleistet.

Über die Handreichung hinaus hat es der Stifterverband ermöglicht, dass diese vom Kollegen Prof. Dr. Franz Kaiser (Universität Rostock, Institut für Berufspädagogik) auf der zentralen Veranstaltung zum Tag der Bildung mit dem Thema „Zukunft ungewiss – Jugendliche zwischen Schule und Beruf“ in einem kurzen Impulsreferat vorgestellt werden konnte. Hierdurch wurden sowohl Frau Ministerin Karin Prien (Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein) als Vertreterin der Kultusministerkonferenz, als auch die Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender als Schirmherrin der Veranstaltung, für das Thema sowie die skizzierten Forderungen sensibilisiert. Beide Persönlichkeiten habe zum Abschluss der Veranstaltung ihre Bereitschaft bekundet, dieses Thema politisch zu begleiten.

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass der Monitor Lehrerbildung im vergangenen Monat ebenfalls eine Handreichung zum Mangel an gewerblich-technischen Berufsschullehrern/innen herausgegeben hat. Es zeigt sich, dass die zentralen Forderungen beider Handreichungen nicht weit auseinanderliegen. Und so hoffe ich, dass wir bald losgelöst von Lehrerausbildungsgesetzen und KMK-Vorgaben die Lehrkräftebildung für berufliche Schulen sowohl an unserem Standort, als auch standortübergreifend innovieren können.

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Zurück in der Technikdidaktik

Jetzt bin ich ein Jahr an der FH Münster am Institut für berufliche Lehrerbildung (IBL) tätig und es wird – vor dem Hintergrund meiner Blogging-Abstinenz – Zeit für einen Einblick in meine Aktivitäten – Voilà:

Wer meinen beruflichen Werdegang verfolgt hat weiß, dass ich nach meinem Berufsschullehramtsstudium überwiegend medien- und hochschuldidaktisch unterwegs war, wobei es immer wieder Ausflüge in die berufliche Bildung gab (z.B. die Konzeption einer mediengestützten Meister- und Technikerfortbildung zum Thema „Die Digitale Fabrik“). Trotzdem war ich letztes Jahr nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technikdidaktik und entsprechend bin ich derzeit umfänglich damit beschäftigt mich gut aufzustellen und das heißt u.a.: viel lesen; Lektionen erarbeiten und schauen, was bei den Studierenden gut ankommt; Abstimmung der Lehrveranstaltungsinhalte mit den Kolleginnen/Kollegen; Exploration von bewährten Ansätzen an anderen Hochschulstandorten usw.

Aufgrund der wenigen Absolventen in den beruflichen Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbautechnik sind wir darüber hinaus gefordert mehr Studierende zu rekrutieren. Dies versuchen wir derzeit über einen neuen berufsbegleitenden Masterstudiengangdessen Eingangsvoraussetzung ein ingenieurswissenschaftlicher Bachelorstudiengang der Elektrotechnik oder Maschinenbautechnik ist. Im Kollegenkreise haben wir den Akkreditierungsantrag fast fertiggestellt, so dass zum kommenden Wintersemester die Studierenden immatrikuliert werden können. Hinzu kommt die Re-Akkreditierung aller Studiengänge am IBL, wovon ich für die fünf beruflichen Fachrichtungen Bautechnik, Elektrotechnik, Informationstechnik, Maschinenbautechnik und Medientechnik/Designtechnik mit verantwortlich bin. Ich habe hier glücklicherweise erfahrene Unterstützer, denen ich als Neuling an diesem Standort, sehr dankbar bin.

Da die Lehre an der FH mit 18 SWS umfangreich ist, habe ich weitere Seminare, die ich mit Bezug zur beruflichen Bildung anbiete: Medienpädagogik, Mediendidaktik und Unterrichtskommunikation, wobei für Letzteres ein spannendes Konzept zu vermerken ist, in dem sich die Studierenden bei gespielten Unterrichtssequenzen filmen und auf dem Online-Portal edubreakCAMPUS gegenseitig Feedback geben. Die ersten Evaluationsergebnisse sind vielversprechend und ich werde nächstes Semester bei der weiteren Ausarbeitung des Konzepts von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern unterstützt, worüber ich mich sehr freue. Es zeigt sich also, dass ich das Thema Mediendidaktik für mich nicht abgeschlossen habe, sondern dass ich es sowohl als Kompetenzziel in der Lehrerbildung bediene, als auch meine Lehre entsprechend ausgestalte.

Fasse ich diese Bemühungen thematisch zusammen, sehe ich mein Wirkungsfeld derzeit in der beruflichen Lehrerbildung. Hier habe ich auch die Chance erhalten, in dem vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft initiierten Innovationsnetzwerk Lehramt für Berufliche Schulen (I-LaBS) mitzuwirken, wo ich mit Kolleginnen und Kollegen über die Zukunft der beruflichen Lehrerbildung nachdenken darf. Dabei führen wir die Probleme in diesem Bereich zusammen und setzen uns mit bewährten Ansätzen auseinander, die tragfähig zur Lösung der identifizierten Probleme erscheinen (z.B. die Studiengänge am biat in Flensburg). Meine Intention im I-LaBS mitzuwirken ist es dabei von den anderen Standorten zu lernen, unser besonderes Uni-FH-Kooperationsmodell zu vertreten (hier sind wir bundesweit einmalig) und natürlich auch etwas einzubringen, und zwar eine eher unvoreingenommene Meinung in die Diskussion, weil ich ja eben nicht die letzten Jahre ausschließlich in der beruflichen Lehrerbildung verbracht habe. Weitere Aktivitäten sind die Anbahnungen zur internationalen Entwicklungszusammenarbeit, derzeit mit Kolumbien und Süd-Afrika. Sollten die gemeinsamen Bemühungen mit der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf hier Früchte tragen, werde ich darüber mehr berichten.

Wie geht es mir zwischen all diesen Aufgaben? Eigentlich ganz gut, auch wenn die Tage und Wochen immer zu kurz sind. Meine Hinwendung zur Fach- und Technikdidaktik empfinde ich dabei als echte Bereicherung, weil diese nicht „nur“ konzeptionell auf die Lehr-/Lernprozesse schaut, sondern ich an mir vertrauten Inhalten arbeiten kann. Ich gebe zu, dass ich bei der Berufung kurz dachte: Hey, du bist raus aus der beruflichen Bildung, deine Erfahrungen liegen woanders, geh nicht nach Münster. Aber gerade dieser Abstand macht es mir jetzt leichter die vielen fachdidaktischen Aspekte neu einzuordnen und disziplinäre Grenzen zu überschreiten. Gerade Letzteres ist für einen Technikdidaktiker in der beruflichen Bildung – der sich im Spannungsfeld der Fachwissenschaft, der Bildungswissenschaften, der betrieblichen Arbeit und der betrieblichen Bildung bewegen muss – aus meiner Sicht eine sehr wichtige Kompetenz, um dieses Feld erfolgreich zu bedienen.

Ich freue mich folglich auf viele weitere Jahre in der Fach- und Technikdidaktik und danke an dieser Stelle all jenen, die mir im Rahmen der Berufung das Vertrauen für diese Position ausgesprochen haben!